die östlichen highlands um wick

Tarbat Ness Lighthouse

Auf meiner Reise durch die Lowlands und die Highlands habe ich mir ganz bewusst fotografische Ziele gesetzt. Irgendeine Motivreihe, die eine gewisse Stringenz aufweist. Schon im letzten Artikel war das Thema „Leuchttürme“ aufgekommen. Neben Küstenlinien mit dazugehörigen Felsformationen sowie Berglandschaften waren Leuchttürme eines meiner Hauptthemen. Schon als ich durch Norddeutschland reiste suchte ich vergebens nach fotogenen Leuchttürmen. Vorbereitung ist eben alles. Und so suchte im diesmal im Vorfeld schon Leuchttürme heraus, die ich besichtigen und fotografieren wollte. So auch geschehen beim Leuchtturm Tarbat Ness, seines Zeichens dritthöchster Leuchtturm Schottlands.

Tarbat Ness

Am Leuchtturm angekommen traf ich einen weiteren Fotografen am Wilkhaven Point. Dieser wollte jedoch weder Landschaften noch Leuchttürme fotografieren, sondern wartete gespannt auf Delfine. Ja, Delfine. Flippers Artgenossen sozusagen. Der schon ältere Herr erzählte mir in aller Ruhe die Eigenschaften der Strömung und wann die Delfine kommen müssten. Leider konnte ich, wie damals im Moray Firth, an diesem Tag keine Delfine beobachten. Die Tiere meinen es offensichtlich nicht gut mit mir. Immerhin konnte er mir ganz stolz ein paar Bilder auf seiner Kamera zeigen.

Anschließend krackselte ich den steinigen Felsweg hinunter zur Bucht um eine ideale Sicht auf den Leuchtturm zu haben. Zwar waren Touristen absolute Fehlanzeige, dafür findet sich zu dieser Jahreszeit hin und wieder ein Einheimischer an den entlegensten Orten. In diesem Falle durfte ich einem Angler Gesellschaft leisten, der vor Jahren bereits in Köln, Hannover und Berlin verweilte. Er erzählte mir seine Geschichte und so vergingen die Minuten bis zum Sonnenuntergang zu schnell. Ich weiß zwar nicht, ob ich ihn jemals trotz Einladung zu einem Kaffee besuchen werde, aber der Abend bleibt mir in positiver Erinnerung. Die Bilder helfen mir dabei.

Tarbat Ness Lighthouse

Tarbat Ness Lighthouse

Tarbat Ness Lighthouse

Vollmond beim Tarbat Ness Lighthouse

Im Norden angekommen

Nun ja, da war ich nun. In Thurso. Viel nördlicher konnte es für schottische Festlandverhältnisse eigentlich nicht mehr gehen, aber dazu gleich mehr.

Auch im hohen Norden gibt es vernünftigen schottischen Whisky. Hierbei handelt es sich um eine weniger bekannte Marke, die in den letzten Jahren dennoch ein kleines Revival feiern konnte. Der Old Pulteney aus Wick zählt für mich mittlerweile zu den Klassikern meines persönliches Repertoires. Schön war die Einzelführung durch die Brennerei, da in den nördlichen Highlands scheinbar keinerlei Tourist zu dieser Jahreszeit zugegen ist. Wer gerade vor Ort ist kann sich die Brennerei natürlich anschauen; die tollste Brennerei der Welt erwartet euch jedoch nicht. Aber möglicherweise wird der Besuch in einer Gruppe zu einem größeren Event und die Verkostung am Ende der Führung unterhaltsamer.

Mein anschließender Spaziergang nach Wick war kurzweilig aber notwendig (auch wenig Alkohol muss sich erstmal vor der Weiterfahrt abbauen..). Erwähnenswert bleibt jedoch das kleine Häuschen in der Nähe der Küste. Wer mich kennt, weiß, dass ich am Nachmittag immer für einen Kaffee und einen Kuchen zu haben bin. Und passenderweise stand vor diesem Häuschen ein Schild mit dem Hinweis „selbstgemachter Kuchen und Kaffee“. Die letzten Pfund aus meiner Tasche gekramt bin ich also durch diese Tür und… stand quasi schon am Ende des Häuschens? Okay, das Haus war also noch kleiner als erwartet. Oder hatte meterdickes Dämmmaterial. Jedenfalls begrüßte mich direkt ein älterer Herr, der mir zugleich einen Kaffee und gottverdammte Cookies gab. Nur mein Geld wollte er irgendwie nicht. Das sei wohl kostenlos, sagte er freundlich. Er erzählte mir die Bedeutung dieser Wirkungsstätte und ich hörte gespannt zu. Da es ein historischer Bau war gab ich am Ende doch noch meine restlichen Pfund in die Sammelbox zur Erhaltung der Anlage. Trotz Recherche konnte ich im Nachgang leider nicht mehr ausfindig machen, wozu das Haus mal diente. Und das, obwohl die Wick Society es sogar als Logo nutzt. Schade eigentlich, doch eine tolle kurzweilige Erfahrung.

Wick Lighthouse

Wick, Scotland

Old Pulteney Distillery (Wick)

Old Pulteney Distillery (Wick)

Old Pulteney Distillery (Wick)

Der nördlichste Punkt der Highlands

Nicht Wick! Nicht Thurso! Nein, der Dunnet Head ist natürlich der nördlichste Punkt der Highlands und somit des schottischen Festlandes. Auch hier findet sich das Leuchtturmmotiv wieder, was natürlich nicht ungewöhnlich für einen nördlichen Küstenposten ist. Oha. Ein Leuchtturm. Wie unerwartet! [..] Ich besichtigte den Leuchtturm einmal nachts und einmal am Nachmittag. In der Nacht hatte ich fotografisch noch kein großes Glück, weshalb ich wiederkehren musste. Ich war dabei jedoch so ausgelaugt, dass ich auf dem Parkplatz kurz die Augen schloss und etwa eine Stunde später wieder aufwachte. Das Unwetter tat sein übriges dazu. Und jeden Tag durch wattartigen Schlamm zu laufen trägt auch nicht zur allgemeinen Erholung bei. Am Ende bin ich glücklich den Dunnet Head mit seiner spektakulären Küste abgelichtet zu haben.

Dunnet Head Lighthouse

Dunnet Head Lighthouse

Eine gefährliche Wanderung

Den nächsten Morgen wollte ich den Duncansby Stacks widmen. Ein klein wenig Natur schadet nicht, dachte ich mir. Ich fuhr zum nordöstlichsten Punkt der Highlands und fand natürlich wieder einen Leuchtturm vor. Aber um diesen soll es jetzt nicht gehen. Ein Foto musste trotzdem sein, sorry!

Die Duncansby Stacks sind, wie der Name möglicherweise verrät, direkt am Duncansby Head [Lighthouse] zu finden. Der schmale Küstenwanderweg, wenn man den Pfad Wanderweg nennen möchte, verschafft einen herrlichen Blick vor und hinter die Felsformationen. Während ich mein Stativ aufstellte und hoffte, dass es vor Windböen nicht irgendwann die Klippe mitsamt Kamera runterfliegt, philosophierte ich über die Entstehung der Naturwunder. Wieso sieht die Felsformation da hinten eigentlich aus wie ein Gummibärchen, welches gerade die Arme hebt? Komisch.

Obwohl mir mitunter etwas mulmig im Bauch aufgrund der Nähe meiner Füße zum nicht vorhanden Untergrund war, genoss ich den Moment sehr. Moment mal. Was passiert eigentlich, wenn der kleine Vorsprung oder die Grasnarbe plötzlich abrutscht? Hier ist ja alles durchgeweicht..? Seltsam, was einem in diesen Momenten durch den Kopf geht. Und wieso wohnen hier eigentlich Schafe?! Und wer in Gottes Namen baut hier eigentlich einen Zaun hin?!

Ich denke, ihr versteht, worauf ich hinaus will. In Summe drei wunderbar investierte Lebensstunden. Am Ende hatte ich sogar noch etwas Glück mit der Sonne, obwohl diese nur sehr zögerlich ihre warme Farbe an die Wolken abgeben wollte. Der Duncansby Head sowie die Duncansby Stacks bekommen von mir die volle Punktzahl. Eine tolle Sehenswürdigkeit. Auch, oder vielleicht gerade im November, wenn weit und breit keine Menschenseele vor Ort ist. Ich fange mehr und mehr an mich in die Highlands zu verlieben!

Duncansby Head Lighthouse

Duncansby Stacks, John o' Groats

Duncansby Stacks, John o' Groats

Duncansby Stacks, John o' Groats

Duncansby Stacks, John o' Groats

Reisetagebuch
%d Bloggern gefällt das: