Mal wieder war Karneval in Berlin. Und mal wieder war auch ich zu Besuch. Das ist mittlerweile schon Tradition in unserem Hause geworden und macht immer wieder Spaß. Dieses Mal hatten wir sogar eitel Sonnenschein. Im letzten Jahr habe ich einige Gruppen vorgestellt, darauf möchte ich in diesem Jahr jedoch verzichten. Damit möchte ich unter anderem auf familiäre Hinweise eingehen, Bilder von ein und denselben Motiven nicht zu oft zu zeigen. Eigentlich eine löbliche Einstellung – so werde ich doch gezwungen, schon im Vornherein die besten Bilder auszusortieren.
Ich hatte zwar fast alle Objektive dabei, doch wusste ich schnell, dass im Grunde nur 2 – 3 Objektive zum Einsatz kommen würden. Und so beschränkte sich meine Auswahl dann in der Tat auf das 50mm f/1.4 von Sigma und das 85mm f/1.8 von Nikon. Für meine Begriffe zwei wirklich wundervolle Linsen mit enormen Freistellungspotenzial, die hervorragend für Porträts geeignet sind. Das Freistellungspotenzial ist so gut, dass man wirklich aufpassen muss, wirklich den Punkt im Bild scharf zu haben, den man auch scharf abgebildet haben möchte. Denn gerade bei schnellen Bewegungen der Tänzer/innen verschiebt sich die schmale Fokusebene rasant schnell. Also waren kurze Verschlusszeiten, auch angesichts meines Rumgehampels zwischen den Darstellern, Pflicht. Der Fokussensor und die Fokusoptionen der D7000 mussten diesmal auch auf den Prüfstand. AF-C (also eine kontinuierliche Fokussierung) mit Schärfepriorität haben bei mir für eine hohe Trefferquote gesorgt. Soviel zur technischen Seite.
Ich durfte mir nun schon öfter die Frage anhören, weshalb ich die Bilder vom Karneval in schwarz-weiß veröffentliche. Und diese Frage hat selbstverständlich große Berechtigung, denn der Karneval ist ein sehr lebendiges Fest mit vielen Farben, Musik und Tänzen. Es ist ein Leichtes, hier über die Farben mit den Empfindungen des Betrachters zu spielen. Ich entschied mich jedoch bewusst dagegen. Farben in schwarz-weiß war größtenteils mein Motto, und soll heißen: Ich möchte die Farben, die Fröhlichkeit, den Geist eines/des Karnevals durch das Motiv und seine Vielschichtigkeit übermitteln und nicht die Hilfe der Farben in Anspruch nehmen. Es handelt sich bei den Porträts um die Arbeit mit Menschen – um Menschen, die ich nicht kenne. Wenn ein Betrachter eines meiner Bilder sieht und dabei die Emotionen des Karnevals auch ohne die Farben spürt, so habe ich mein Ziel erreicht.
Aber so ganz ohne Farbe habe ich es dennoch nicht machen wollen. Ein Widerspruch ist das für mich nicht, denn Farbe kam dort zum Einsatz, wo ich diese für sinnvoll erachtet habe. Bei der, welch passendes Wortspiel, farbigen Dame war ich mir lange Zeit unsicher. Aber hier macht die Farbe einen wirklich elementaren Anteil an der Karnevalsstimmung aus. Denn, zugegeben, ohne Farbe könnte das Porträt überall entstanden sein. Erst die farbigen Lidschatten geben dem Bild die Frohnatur der Veranstaltung.
Ich hoffe sehr, dass ich euer Interesse an meiner aus 19 Fotos bestehenden Serie geweckt habe. Sollte das so sein, so schaut euch die Serie entweder auf meiner Fanseite auf Facebook an oder besucht Tafelzwerk Fotografie. Ich habe an diesem Tag viel über Porträts gelernt und bin froh, für mich viele Erinnerungen und Erfahrung gesammelt zu haben. Darüber hinaus kenne ich zwei Linsen, die davor eher Mauerblümchen in meiner Tasche waren, nun wesentlich besser. Und zum Abschluss möchte ich euch ein letztes Bild dieser Serie zeigen!
Ich freue mich auf das nächste Jahr!
Schwierige Frage: Karneval in SW oder Farbe? Und eine mutige Entscheidung! Warum nicht mal einen ganz anderen Weg gehen?
Danke – das war mein Gedanke. Aber so ganz ohne Farbe, so sieht man, ging’s für mich dann doch nicht. :)