in der provence ohne lavendel – teil I

Wenn jemand auf mich zukommen und mich bitten würde, ihm die Provence zu erklären, fielen mir vermutlich zuerst bunte Lavendelfelder ein. Ganz in lila getaucht. Etwas Klischeehaft. Muss wirklich schön sein, denke ich mir gerade. Auf Flickr findet man zum Thema „Provence“ auch überwiegend Bilder von diesen berüchtigten Lavendelfeldern. Als ich in diesem Frühjahr in die Provence reisen sollte, war im Vorfeld klar, dass ich blühenden Lavendel aller Voraussicht nach kaum sehen werde. Wenn das Timing nicht passt, blüht nun mal auch kein Lavendel in wunderschönen, lilanen Farben. Nun erklärt mal einem Fremden die Provece ohne Lavendel. Wenn auch nicht umfangreich, so versuche ich es trotzdem.

Von Beginn an: Fokus der Reise mit drei Zwischenstopps waren der Sport, die Abenteuerlust und natürlich auch die Fotografie. Und so kam es, dass wir uns eines nächtens auf den Weg nach Lyon machten. „Wir“ sind übrigens ein langjähriger Schulkamerad und ich – und nicht zu vergessen – unsere beiden Fahrräder. Lyon war also unser erster Zwischenstopp, für welchen wir zwei Tage eingeplant hatten.

Lyon ist auf den ersten Blick eine durchaus sympathische Stadt mit viel Charme. Vor allem die Altstadt mit dem Vieux Lyon machen was her und haben es mir angetan.

Der typische, französische Flair gefiel mir schon mal sehr gut. Wir konnten am ersten Tag gleich unsere Fahrräder nehmen und damit die Gassen Lyons unsicher machen.

Was ich zuerst natürlich nicht bedachte, war die Verträglichkeit von Fahrradtouren mit meiner Kameraausrüstung. Zwar kann man Kameras auf Fahrrädern gut transportieren, allerdings relativ schlecht während der Fahrt fotografieren. Das ist zu Fuß schon bedeutend einfacher. Ein kleines Problem, welches mehrfach unterwegs nicht alltagstauglich lösbar war. Zulasten der Fotografie. Wenn man im Urlaub allerdings was sehen will, muss man Kompromisse eingehen.

Das Wetter hätte etwas besser sein können, dafür konnten wir aber dennoch einiges sehen. Das Institut / Musée Lumière zum Beispiel, also der Ort, an dem das Kino erfunden wurde. Das hat ja im weitesten Sinne auch was mit Fotografie und Bildern zu tun. Dementsprechend interessant war die Sehenswürdigkeit dann auch gestaltet, was uns wirklich gut gefiel. Im Café Berlin konnten wir anschließend ein klein wenig am interkulturellen Austausch partizipieren, sodass unser erster Zwischenstopp eine interessante und spannende Etappe war. Natürlich könnte ich euch mit noch mehr Sehenswürdigkeiten langweilen, aber das muss nicht sein.

Wenn ihr in der Gegend seid, schaut euch Lyon an. Ihr werdet mit Sicherheit nicht enttäuscht.

Im Kaffee Berlin in Lyon

Nach unserem strategischen Stopp in Lyon ging es dann endlich auf in die Provence. Auf nach Avignon – der Stadt der Päpste. Angenehm war, dass wir nur der Rhône folgen mussten. Der Fluss sollte uns durch den Urlaub führen.

Kaum in Avignon angekommen, entschlossen wir uns, bereits am nächsten Tag den Mont Ventoux mit unseren Fahrrädern in Angriff zu nehmen.

„Mann“ lernt ja auch im Urlaub nicht aus. Und so kam es, dass wir mit unseren Crossrädern den Aufstieg wagten. Auf ca. 350 Höhenmetern begannen wir das erste Mal in die Pedale zu steigen und relativ schnell wurde klar, warum das Auto die deutlich angenehmere Wahl zur Befahrung des Berges gewesen wäre.

Es ist schon optimistisch, ohne Klickpedale oder gar einem Rennrad innerhalb von 22km auf 1900m einen Berg dieser Klasse besteigen zu wollen. Noch blöder war die Idee, zusätzlich mein Stativ hochzubuckeln. Im Endeffekt konnte das also gar nicht klappen und so brach ich die Tour auf 1000 Höhenmetern auch ab und genoss die schwindelerregende Tour bergabwärts. Mein Kumpel ließ es jedoch weiter krachen, sodass wir uns oben (ich natürlich mit Auto hinterher) schlussendlich trafen. Da die Straße für Autos ab 1500m jedoch gesperrt war, musste auch ich mich die letzten 400 Höhenmeter erneut mal quälen. Das war auch gut so.

Die Aussicht und die eisigen Temperaturen haben uns allerdings entschädigt. Und der bekloppte Pilot, der mit seinem Kampfflieger über unsere Köpfe gedonnert ist, auch.

Nach der rasanten Talfahrt mussten wir uns erstmal entspannen. Sollte ja auch „Urlaub“ sein. Das letzte Bild ist natürlich nur gestellt. So „cool“ sind wir „in echt“ nämlich gar nicht. :)

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