black card technique

Heute möchte ich mich der Black Card Technique widmen. Als ich gestern ein Foto des Berliner Doms auf Flickr online stellte und diese Technik erwähnte, bekam ich blanke Neugier entgegen geworfen. Das ist toll, und das macht Spaß. Und Experimente gehören einfach zur Fotografie wie eine gute Linse auf meine Kamera. Also werde ich hier auf diese scheinbar doch so mysteriöse Technik eingehen; das Bild verrät ja schon mal grob, worum es geht.

Lasst mich also bei den Grundlagen anfangen: Die Black Card Technique sollte dann zum Einsatz kommen, wenn der Dynamikumfang eines Motivs nicht von der Kamera eingefangen werden kann; sprich: wenn Himmel oder Erde so beleuchtet werden müssen, dass das Pendant entweder unterbelichtet oder überbelichtet wäre (z.B. wenn bei korrekter Belichtung der Erde der Himmel ausgefressen ist, keine Konturen mehr aufweist). Zudem kann die Technik dann aushelfen, wenn der Grauverlaufsfilter nicht will oder einfach fehlt. Das ist auch schon das Wichtigste.

Was ist also das Ziel? Ganz einfach: Die mit dem Auge erlebte Situation so optimal und realitätsnah abbilden, wie nur möglich. Demnach sollen Kameraschwächen verringert werden, die zwangsläufig vorhanden sind. Das Ziel ist also alle Bildpartien gleichmäßig auszuleuchten.

Was benötige ich dazu? Wie der Name schon sagt, ist eine schwarze Karte essentiell. Diese sollte matt und unbedruckt sein, ansonsten gibt es eventuell unschöne Erscheinungen auf dem Bild. Ideal wäre diese Karte in Postkartengröße – aber das hängt vom Objektiv hat. Mitbringen sollte jeder außerdem eine Menge Zeit und das Vermögen, scheitern zu können. Denn das wird definitiv am Anfang passieren. Ein Stativ ist ebenfalls notwendig.

Wie funktioniert die Technik denn nun? Die Kamera muss anfangs ausgerichtet und der Fokuspunkt gesetzt werden. Spotmessung ist bei der Kamera zu wählen. Danach geht es, am besten ihr nehmt Modus “M”, an die Belichtungsmessung. Achtet darauf, dass die Kamera dabei nicht neu fokussiert. Notiert euch, wie lange die Kamera euer Hauptmotiv belichten würde. Schreibt die Zeit am besten auf. Anschließend macht dasselbe mit dem Himmel, also der Partie im Bild, die viel zu hell ist. Nun, da euer Hauptmotiv dunkler ist und es daher länger dauert, bis es belichtet ist (im Vergleich zum Himmel bspw.), habt ihr auch dort die längeren Verschlusszeiten. Wähl im Modus “M” also die die Verschlusszeit so, dass der dunklere Bildbereich optimal belichtet ist. Ihr dürft nun die schwarze Karte nehmen und vor euer Objektiv halten. Schaut durch den Sucher und richtet die Karte so aus, dass bspw. der Himmel von der Karte bedeckt ist. Nun ist es wichtig, dass ihr euch gemerkt habt, wie lange der Himmel belichtet werden muss. Betätigt ihr nun den Auslöser (sicherheitshalber mit Fernauslöser und Spiegelvorauslösung), wartet ihr eine Weile ab, bis nur noch die Zeit übrig ist, die zur Belichtung des Himmels nötig ist. Dann nehmt ihr die Karte weg und die Kamera kann die Himmelspartie belichten.

Ein Beispiel: Laut Belichtungsmessung muss ein Bauwerk 10 Sekunden belichtet werden. Im Gegenzug muss der Himmel nur 2 Sekunden belichtet werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Nun stellt ihr die Kamera auf 10 Sekunden ein. Normalerweise würde so das Bauwerk gut zur Geltung kommen, der Himmel wäre dafür ausgefressen, weil er mit 10 Sekunden überbelichtet ist. Nun positioniert ihr eure Karte, löst die Kamera aus und wartet 8 Sekunden. Nach den 8 Sekunden nehmt ihr die Karte weg (geht mit einer Stoppuhr gut) und die Kamera hat 2 Sekunden, um den Himmel zu belichten.

Jetzt wisst ihr auch, was bei meinem Beispiel schief gelaufen ist. Zum einen ist eine CD-Hülle kein Ersatz für eine schwarze Karte; das sieht man an der sichtbaren Beschriftung. Und zum anderen eignet sich diese Technik nicht überall. Idealerweise sollte der Horizont gerade sein. Der Grauverlaufsfilter hätte bei mir einen besseren Job gemacht. Jedoch habe ich keinen – und was ist das Leben ohne Experimente?

Hier noch ein Beispiel, wie man es besser machen kann: Berlin After the Rain von Dietrich Bojko.

Ich hoffe, ich kann eure Ergebnisse bald bestaunen. Ich werde auch am Ball bleiben!

%d Bloggern gefällt das: